Freundlichkeit und Solidarität gegenüber Fremden. Geht das? Ja, es geht! Wie wir mit ganz einfachen Gesten unseren Alltag gegenseitig ein bisschen schöner machen können, darum geht es in diesem Blogartikel.
Und was würde deutlicher zu diesem Thema passen als das berührende Bilderbuch von Jonna Struwe und Arabell Watzlawick? Die Haltestelle der Madame Vromant.
Dieses Bilderbuch ist für mich ein Aufruf zu mehr Freundlichkeit, Solidarität, Hilfsbereitschaft im Alltag. Aber auch ein Aufruf zur Wertschätzung der uns entgegengebrachten Freundlichkeit durch andere.
Schon einmal habe ich ein Werk dieses Duos auf meinem Blog vorgestellt, und auch diesmal begeistern sie wieder mit einer erfrischenden und gleichzeitig tief berührenden Geschichte.
Freundlichkeit im Alltag – Viel mehr wert als man denkt
Das Buch erzählt die Geschichte einer alten Dame, die etwas zurückgeben will für die Freundlichkeit, die man ihr entgegenbringt. Für die Hilfsbereitschaft des Obsthändlers, der ihren Einkauf nach Hause bringt, das liebe Wort einer Krankenpflegerin oder die Extrastopps der vielen Busfahrer, die sie vor der Haustür aussteigen lassen, weil sie nicht mehr gut laufen kann.
Die Namen all dieser Menschen schreibt die alte Dame auf einen Zettel – ihr Testament. Ihr großer Wunsch ist es, all den Menschen, die in ihrem Leben gut zu ihr waren, etwas zurückzugeben und ihnen ihrerseits eine Freude zu bereiten.
Eine wahre Geschichte aus Dieppe
Die Geschichte basiert auf einer wahren Begebenheit aus der Hafenstadt Dieppe in Frankreich. Der Notar brauchte fast zwei Jahre, um all die Menschen auf dem winzig beschriebenen Zettel ausfindig zu machen.
Diese Begebenheit hat Jonna Struwe in eine schwungvollen und zugleich berührenden Kindergeschichte verpackt. Der kleine Raphaël fragt sich, wer denn diese Jeaninne Vromant war, nach der seine Haltestelle benannt ist und so macht er sich auf, das Geheimnis zu lüften.
Die Illustrationen von Arabell Watzlawick sind, wie immer, vielseitig, spritzig und kreativ. Sie bieten den kleinen Lesern und Zuhörern viel zu entdecken und machen das Buch zu einem visuellen Erlebnis. Jede Seite lädt zum Verweilen ein und unterstützt die tiefe Botschaft der Geschichte auf wunderbare Weise.
Die ansteckende Wirkung von Freundlichkeit
Dieses Buch zeigt uns, welche wunderbaren Wellen Freundlichkeit schlagen kann. Haben Sie schon einmal bemerkt, wie Sie ein wenig froher in die Welt schauen, wenn eine fremde Person Sie in der Warteschlange anlächelt oder Ihnen einen netten Abschiedsgruß zuruft, bevor sie aus dem Zug aussteigt?
Nach solchen Erlebnissen gehen auch wir froher in den Tag hinaus und geben diese Freundlichkeit weiter. So pflanzt sie sich fort und erfüllt die Welt.
Ein persönliches Erlebnis
Am selben Tag, als ich diesen Blogartikel verfasste, erlebte ich etwas sehr Besonderes, das genau zu diesem Thema passt. Deshalb möchte ich diese Anekdote aus meinem Leben hier teilen:
Nach einem Spaziergang mit meinem Hund Selim wollte ich mir einen Eiscafé in einem nahegelegenen Bauernhof-Selbstbedienungs-Café holen, hatte aber kein Bargeld für die Kaffeemaschine.
Als ich einer fremden Frau davon erzählte, gab sie mir einfach so fünf Franken und lehnte jedes Angebot einer Gegenleistung freundlich ab. Als die Maschine kein Rückgeld gab und ich ihr erzählte, dass der Kaffee eigentlichn nur drei Franken gekostet hätte, meinte sie nur: "Ach, ist alles gut."
Diese spontane Freundlichkeit und Großzügigkeit hat mich tief berührt. Ich möchte auch so viel mehr so sein: Anderen in kleinen Nöten helfen, einfach so, ohne etwas dafür zu erwarten.
Raphaël staunt: "Einfach nur freundlich?"
Fazit: Mehr Freundlichkeit im Alltag?
Dieses Buch von Jonna Struwe und Arabell Watzlawick erinnert uns daran, wie wertvoll die kleinen Gesten der Freundlichkeit sind und wie tiefgehend ihre Wirkung sein kann. Es ermuntert uns, mehr Freundlichkeit zu leben und lädt uns ein, diese Freundlichkeit wiederum bewusst wahrzunehmen und zu schätzen.
Wollen wir nicht alle ein bisschen mehr sein wie der Busfahrer oder der Gemüsehändler? Und ein bisschen mehr wie Madame Vromant?
Anhang: Noch ein paar Gedanken zur Freundlichkeit - Kindness
Das englische Wort "Kindness" beschreibt eigentlich noch besser das, was ich hier versuche, zu beschreiben. Kindness kann zwar mit Freundlichkeit übersetzt werden, aber es gibt im Englischen auch das Wort "Friendliness" für Freundlichkeit. Kindness geht tiefer.
Wenn wir Kindness mit Freundlichkeit im Deutschen übersetzen, trifft es den Kern nicht ganz, finde ich. Freundlichkeit kann leicht oberflächlich werden oder sogar in die Richtung gehen, dass jeder Wunsch erfüllt werden solle, dass man immer ein Lächeln aufsetzen solle, egal was das Gegenüber tut.
Kindness hingegen hat etwas mit Güte und grundlegender Menschlichkeit zu tun. Es geht darum, menschlich miteinander umzugehen und zu helfen, wo man kann. In diesem Sinne ist dieses Kinderbuch geschrieben.
Wie verstehen Sie den Begriff "Freundlichket"? Gibt es zu viel oder zu wenig davon in unserem Alltag? Wann ist Freundlichkeit passend, wann vielleicht nicht?
Schreiben Sie es gerne in die Kommentare.
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